Versiegelungen
Ein Blick auf die unterschiedlichen Arten von Wachsen
Eine Versiegelung wird verwendet, um den Lack des Fahrzeuges vor schädigenden Umwelteinflüssen zu schützen und seinen Glanz langfristig zu erhalten und zu verstärken. Verschmutzungen haften auf versiegelten Oberflächen weniger intensiv und können leichter gereinigt werden.
Ein positiver Effekt ist ebenfalls, dass durch die Struktur von Wachs auch kleine Kratzer im Lack aufgefüllt werden, sodass ein optimales Ergebnis im Zusammenspiel mit einer zuvor durchgeführten Politur erreicht wird. Außerdem sind der Preis sowie die schnelle Verarbeitung ebenso Vorteile für die Verwendung von Wachs. Der Nachteil ist die relativ kurze Standzeit der Wachsversiegelung im Vergleich zu einer Polymer-Versiegelung, da sie beim Autowaschen und auch bei Regen allmählich abgetragen wird. Die Versiegelung mit Wachs muss daher relativ häufig wiederholt werden. Deshalb sollte beachtet werden, dass ein qualitativ hochwertiges Produkt ausgewählt wird, damit das Fahrzeug nicht nach jeder Wäsche neu gewachst werden muss. Außerdem lässt sich ein Wachs in der Regel nicht schichten und es legt sich nur auf die Lackoberfläche des Fahrzeuges. denn Wachs geht keine chemische Verbindung mit dem Lack ein wie es bei einer Polymer-Versiegelung der Fall ist.
Die Verarbeitungsschritte im Überblick:
Bevor überhaupt ein Wachs auf den Lack aufgetragen werden kann, sind folgende Schritte notwendig, um ein perfektes und langanhaltendes Ergebnis zu erzielen.
Die Lackpflege beginnt zuerst mit einer gründlichen Autowäsche. Die Vorreinigung ist besonders wichtig, damit Staub, Schmutz, Vogelkot, Insekten usw. von der Oberfläche verschwinden.
Der Markt an Autoshampoos ist sehr groß, wobei es unter anderem auch Autoshampoos mit Wachsanteil gibt. Es enthält Teile von natürlichen und / oder synthetisch hergestellten Wachsen. Erfahrungsgemäß sind solche Shampoos jedoch nicht sehr empfehlenswert, da sie nicht die gewünschte Leistung aufzeigen. Allgemein kann man sagen, dass Kombi-Produkte zwar viel Versprechen, aber meist nie das Ergebnis erzielen können, wie einzelne Produkte erreichen. Die Standzeit bleibt hierbei sehr gering und auch der Pflegeeffekt ist nicht optimal.
Der nächste Schritt wäre eine Reinigung mittels Lackknete und Gleitmittel. Hier sollte darauf geachtet werden, dass eine Knete mit geringer Abrassivität verwendet wird, wenn man nicht plant, den Lack anschließend zu polieren.
Je nach Zustand des Lacks ist es aber definitiv empfehlenswert, wenn in ein, zwei oder drei Schritten poliert wird. Bei neueren und gut gepflegten Fahrzeugen kann bereits eine Finishpolitur mit 3000-4000er Körnung ausreichen. Bei mittelmäßig beanspruchten Lacken ist die Zweischrittpolitur von Körnung 2000-4000 erforderlich.
Anschließend sollte der Lack von etwaigen Staub, Fingerabdrücken, Ölen und allen Rückständen mittels IPA oder Pre-Cleaner befreit werden.
Nun kann endlich der Auftrag des Wachses beginnen. Hierzu wird das Wachs sparsam auf ein Applicator-Pad aufgebracht und dünn auf den Lack in kreisenden Bewegungen oder im Kreuzstich aufgetragen. Beim Kreuzstich kann jedoch das Problem auftreten, dass das Wachs am Ende der Bahn zu viel ist, wenn man wieder in die Gegenrichtig wischt. Alternativ kann ein Wachs auch mit der Hand aufgetragen und einmassiert werden. Die Körperwärme lässt das Wachs geschmeidig werden, wodurch es gleichzeitig leichter zu verarbeiten ist. Der Nachteil hierbei besteht darin, dass der Auftrag nicht besonders gleichmäßig wird, der Materialverbrauch höher ist und dies auch nur mit wenigen Wachsen problemlos durchführbar ist. Durch den Auftrag per Hand erreicht man weder mehr Glanz noch mehr Standzeit.
Beim Wachsauftrag gilt: Je weniger Wachs man verwendet, desto besser ist es. Viel Wachs bringt nicht viel Erfolg, im Gegenteil – es erschwert nur die Arbeit beim Abtragen und der Wachsverbrauch ist höher und damit kostenintensiver.
Das Wachs sollte mindestens 10 Minuten einwirken. Man kann somit locker das ganze Fahrzeug komplett wachsen, bevor man wieder am Anfang mit dem Abtragen beginnt. Einige Wachse können sogar mehrere Stunden „ablüften“, es sollte die herstellerseitige Gebrauchsanleitung beachtet werden.
Das Abtragen erfolgt ebenso in kreisenden Bewegungen mit einem weichen, langfasrigen Microfasertuch, empfehlenswert ab 600 GSM.
Ein Wachs kann natürlich auch als Topping auf eine bereits bestehende, ausgehärtete Versiegelung aufgetragen werden. Jedoch ist die Standzeit hier sehr gering, da der gewünschte „Lotuseffekt“ einer Versieglung greift und somit das Wachs seine maximale Standzeit nicht erreichen kann.
Betrachten wir nun die verschiedenen Varianten von Wachsen:
Grundsätzlich gibt es 2 Arten von Wachsen:
- Wachse aus natürlichem Ursprung
- Wachse aus synthetischer Herstellung
Auch unterscheidet man in diesen beiden Kategorien nochmals in diversen Konsistenzen, wie flüssiger und pastöser Form. Desweiteren sind die Verwendungszwecke breit gefächert, wie z.B. Reinigungswachse, Sprühwachse und WaxAsYouDry (nassverarbeitbare Wachse).
Wachse aus natürlichem Ursprung
Wachse mit natürlichen Inhaltsstoffen bestehen meist zu einem großen Teil aus Carnaubawachs. Dieses stammt aus dem Blatt-Exsudat der in Brasilien wachsenden Carnaubapalme.
Rohes Carnaubawachs ist das härteste bekannte natürliche Wachs und ist nicht gesundheitsschädlich für Mensch und Tier. Als Inhaltsstoff ist es sogar in zahlreichen Kosmetikprodukten zu finden.
Der Schmelzpunkt liegt bei ca. 80-87°C, was es zu einem sehr beständigen Wachs gegen Hitzeeinwirkung macht. Carnaubawachs ist gleichermaßen bekannt für seine Widerstandskraft gegen Nässe.
Bei der Verwendung im Autopflegebereich werden dem reinen Carnaubawachs verschiedene Stoffe wie Öle, weitere Naturwachse wie z. B. Bienenwachs aber auch synthetische Stoffe/Wachse zugeführt, um es optimal verarbeiten zu können. Die Zusammensetzung ist von Hersteller zu Hersteller verschieden und macht am Ende die kleinen, aber feinen Unterschiede im Finish aus.
Wegen dem Schmelzpunkt ist es aber gerade auf dunklem Lack an sehr heißen Tagen durch die Sonneneinstrahlung nicht unbedingt unzerstörbar.
Der Kostenfaktor ist bei Wachsen natürlichen Ursprungs höher als bei synthetischen Wachsen, da der Herstellungsprozess länger dauert und es sich um natürliche Rohstoffe handelt, die Zeit zum Nachwachsen benötigen.
Carnaubawachs ist für seinen nachgesagten „Wet-Look“ beliebt und bekannt.
Die meisten am Markt erhältlichen Carnaubawachse weisen einen Carnaubawachsanteil von 40-50% auf, jedoch gibt es auch Wachse, die bis zu 76% Carnaubawachsanteil enthalten, z. B. das SwissVax Crystal-Rock vom Star-Detailer Paul Dalton.
Dieses Wachs entstand, da Paul Dalton auf der Suche nach einer komplett neuen Wachsformulierung war, die die ultimative Kombination von folgenden Eigenschaften bietet: Glanz, Abperleigenschaften, Standzeit der Versiegelung und Leichtigkeit der Verarbeitung.
Aber Vorsicht! Am Markt gibt es auch Hersteller, die mit 100% Carnaubawachs-Anteil werben. Hier bezeichnen diese 100% lediglich, dass der Anteil an Wachs in dieser Dose aus 100% Carnaubawachs besteht, also nicht noch wie üblich weitere Wachse wie z. B. Bienenwachs enthalten sind. Hier also Augen auf, denn es gilt zu beachten, dass reines 100%iges Carnaubawachs als Versiegelung nicht verarbeitbar ist.
Naturwachse findet man sowohl in flüssiger als auch in pastöser Form.
Wachse aus synthetischer Herstellung
Synthetische Produkte werden größtenteils im Labor hergestellt. Sie werden hauptsächlich aus Erdöl gewonnen. Der Hauptbestandteil ist Hartparaffin, das z. B. für Kerzen und Schuhcreme verwendet wird.
Für spezielle Anwendungen werden natürliche Wachse chemisch modifiziert oder vollständig synthetisiert, um wachsähnliche Endprodukte zu erzielen.
Synthetische Wachse sind für ihren harten Spiegelglanz bekannt und beliebt. Wachse aus synthetischer Herstellung sind ebenfalls sowohl in flüssiger als auch pastöser Form auf dem Markt erhältlich.
Eine klassische Wachsversiegelung (sowohl bei natürlichen, als auch bei synthetischen Wachsen) hält etwa 2 bis 3 Monate. Hochwertigere Wachsversiegelungen erreichen eine Standzeit von ca. 5 bis 7 Monaten. Es gilt zu berücksichtigen, dass diese Werte abhängig von Fahrleistung, Witterung, mechanischer Einwirkung und Autopflegeprodukte wie z. B. Shampoos, Insektenentferner usw. sind.
Das Reinigungswachs
Beim Reinigungswachs wird ein Lackschutzmittel in Form eines natürlichen oder synthetischen Wachses kombiniert mit einer chemischen Reinigungspolitur. Bei einem sogenannten All-in-one-Produkt können gleichzeitig mehrere Schritte wie z. B. Lackreinigung, Politur von leichten Kratzern, Lackauffrischung und Lackschutz vereint werden. Auch hier gilt wieder, dass Kombiprodukte einen Nachteil gegenüber einzelnen Spezialprodukten haben.
Das Heißwachs aus Waschanlagen und SB-Waschboxen
Erfahrene Autopflegeentusiasten wissen, dass Heißwachs kaum mehr als eine Trocknungshilfe nach dem Waschen ist. Die Schutzwirkung ist hierbei gleich Null. Die dünne Wachsschicht lässt das Wasser nach dem Waschvorgang nur schneller ablaufen. Aber es vermittelt dem Besitzer das gute Gefühl, viel für den Lack getan zu haben. Die Standzeit beträgt maximal eine Woche oder bis zum nächsten Regen.
Sprühbare Wachse zur Nassverarbeitung
Spezielle Sprühwachse und WaxAsYouDry Produkte können direkt auf dem nassen Lack verwendet werden. Hierbei wird durch das Trocknen mittels Trockentuch der Wagen gleichzeitig gewachst. Die Standzeit dieser Produkte beträgt ca. 2-3 Wochen. Diese Variante ist optimal, wenn der Lack bereits mit Wachs versiegelt ist und nach einer Wäsche aufgefrischt werden soll. Hier gibt es auch die sogenannten Wachs Detailer, die natürliche und synthetische Wachszusätze beinhalten und als Lackschnellreinigung eingesetzt werden, um den Lack aufzufrischen.
Pflegehinweise für Autos mit Wachsversieglung
Um die höchstmögliche Standzeit einer Wachsversieglung zu erreichen, gibt es bei der weiteren Pflege des Lacks folgende Punkte zu beachten:
Möglichst mechanisch schonende Einwirkung beim Waschen - somit sollten Waschanlagen definitiv vermieden werden, denn diese tragen sämtliches Wachs wesentlich schneller ab, als eine schonende Handwäsche. Beim Waschen sollte darauf geachtet werden, dass ein Ph-neutrales Shampoo verwendet wird (Wert liegt bei 7,0 bzw. möglichst nahe Werte verwenden). Alternativ kann auch wie bereits oben erwähnt, ein Autoshampoo mit Wachsanteil zur Auffrischung verwendet werden.
Achtung! – Es ist außerdem nicht empfehlenswert, Spülmittel zu verwenden, da dies fettlöslich wirkt und sämtliches aufgebrachtes Wachs abwäscht.
Die vorhandene Wachsschicht sollte regelmäßig mit einem Wachs-Detailer aufgefrischt werden.
Vor einem erneuten Aufbringen einer Wachsversiegelung ist es nötig, die alte Schicht der Wachsversieglung mittels Pre-Cleaner rückstandslos zu entfernen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.